Von Viborg in Nordjütland führte der uralte Fernweg Haervej(Heerweg/Ochsenweg) den mittelalterlichen Pilger des Nordens auf verzweigten Wegen mehr als 500 km weit nach nach Süden an die Elbe. Diese Wege waren fast ausnahmslos unbefestigt: im Sommer staubig und sandig, in der kalten Jahreszeit morastig, grundlos und wohl häufig unpassierbar. In Schleswig-Holstein sind nur noch wenige originale Abschnitte in Lürschau oder am Kropper Busch erhalten. Moderne Strassen überdecken heute die alten Trassen und gestalten daher dieStrecken- führung für einen neuen Fußpilgerweg mitunter schwierig.
Abb. Karte des Haervej nach Hugo Matthiessen, 1971 (12. Auflage)
In Schleswig-Holstein zu Hause, mit Dänemark vielfältig verbunden, waren uns die Wege nördlich und südlich der Grenze vertraut, südlich vom Nord-Ostsee-Kanal jedoch weniger. Schnell mussten wir einsehen: jeder einzelne Kilometer von der Grenze bis hinunter an die Elbe muss ergangen oder aber mit dem Fahrrad abgefahren werden, um die Eignung zum Fußpilgerweg erkennen zu können. Gute Karten mussten her, vor allem solche in denen sowohl örtliche, regionale als auch überregionale Wander- und Radwanderwege eingezeichnet waren; möglichst auch topographische im Maßstab 1:25000 bzw.1:50000. Der errechnete Gesamtkaufpreis überstieg jedoch bei weitem unsere Vorstellungen: Geld- mittel standen dem Freundeskreis nicht zur Verfügung. So waren denn Einfallsreichtum und Improvisationsvermögen gefragt und - gute Verbindungen. Unsere Verbindung zu den dän. Pfadfindern* in Rendsburg eröffnete uns die Möglichkeit, an die erforderlichen Karten zu kommen und - Jakobus sei Dank - eine Software für die Computerbearbeitung. Auch für die bevorstehende Markierungsarbeiten sowie bei der Bereitstellung von Übernachtungsmöglichkeiten wurde uns Hilfe zugesagt.
* Dansk Spejderkorps Sydslesvigwurde 1919 gegründet und unterhält im Landesteil Schleswig mehrere Gruppen, u.a. auch die Ejdergruppe in Rendsburg.Mittelpunkt aller Gruppen ist der Pfadfinderhof Tydal bei Eggebek, der demnächst den Pilgern auch Unterkunft für die Nacht bieten wird.
Alsroter Fadenfür die Routenführung stellte sich alsbald der Radwanderweg Ochsenweg heraus, ein Projekt der AG Ochsenweg e.V. Schleswig, der RABS gGmbHRendsburg und des Touristenvereins Die Naturfreunde e.V. Büdelsdorf. Von Flensburg nach Rendsburg folgten wir zu Fuß und mit dem Fahrrad dem Radwanderweg (manchen Abschnitt mehrmals) und überlegten, welchen Abschnitt wir in unsere Routenführung einbauen konnten. In Verbindung mit dem Europawanderweg E 1/6 erstellten wir einen vorläufien Entwurf. Kurz vor der endgültigen Entscheidung erhielten wir dann Kenntnis von einem konkurrierenden Projekt, der PilgerrouteOchsenweg/Haervej!
Mit der Kulturstiftung Schleswig-Flensburg als Träger, den am Weg liegenden Gemeinden, der dänischen Partnerregion und der AGOchsenweg e.V. soll der historische FernlandwegOchsenweg/HaervejzwischenVejen/DK und Rendsburgals Themenweg (Pilgerroute) ausgewiesen und gekennzeichnet werden, als grenzüberschreitendes Projekt zudem von der Europäischen Union gefördert. Bei einem Treffen im beauftragten Projektbüro, dem Büro Oedingin Flensburg, hatten wir Gelegenheit unser Projekt vorzustellen. Wie sich herausstellte, bewegten wir uns hier wie dort bei der Wegführung in die gleiche Richtung. Die Streckenführung der Pilgerroute entsprach bis auf wenige Ausnahmen der unseren. Und da diese näher der historischen Route folgte, wurde sie so von uns übernommen.
Wiederum hieß es: Wanderschuhe schnüren bzw. in die Pedale treten. Die Routenführung zwischen Rendsburg und Itzehoe mußte erkundet werden.Same procedure as last time! Auch hier gab der Radwanderweg die Richtung vor . Der herrliche Sommer 2006 machte die Erkundung zum Vergnügen, lernten wir doch viele, schöne, bisher unbekannte Seiten Schleswig-Holsteins kennen.
Von Itzehoe an die Elbe und weiter nach Stade und Bremen, wo der Weg in den Baltisch Westfälischen Weg ( Via Baltica) einmündet, erfolgten Erkundung und Markierung durch eine Gruppe von Mitstreitern um Ingeborg Helms (Stade). Für die Ostroute von Schleswig nach Lübeck, wo der Weg ebenfalls in die Via Baltica einmündet, war es Wiebke Fischer (Preetz), die mit ihren Helfern die notwendigen Arbeiten ausführte.
Einfach hingehen und Schilder oder Markierungen an öffentlichen bzw. privaten Pfählen, Zäunen oder gar Bäumen anbringen - schön wär`s! Bestimmte Vorgabengaben müssen eingehalten und ihre Anbringung von den am Weg liegenden Kommunen genehmigt werden (es sind 38 (?). Doch alle haben ihre Genehmigung erteilt, so dass wir die Einweihung wie geplant noch in 2007 vornehmen können (Foto Fred Hasselbach)
anbringen zu dürfen war geregelt, aber: woher die Geldmittel nehmen, die für die Beschaffung der Aufkleber, Plaketten und Wegepfosten erforderlich waren? Über Ingeborg Helms, unserer Mitstreiterin im Süden, wurde uns dann unerwartet Hilfe zuteil: Soroptimist International stellte uns die benötigten Mittel zur Verfügung. Mit tatkräftiger Hilfe unserer kleinen und großen dänischen Pfadfinder konnte der Weg zwischen Itzehoe und Rendsburg schon nach wenigen Tagen markiert werden. Nach Abstimmung mit dem Büro Oeding wurde dann anfang Oktober 2007 auch die letzte Teilstrecke von der dänische Grenze nach Rendsburg gekennzeichnet.
Am 21.September 2006 (Ingeborg Helms, Itzehoe-Bremen), am 25. Juli 2007 (Ute und Fred Hasselbach, Flensburg-Itzehoe) und am 11. August 2007 (Wiebke Fischer , Schleswig-Lübeck) wurden in Stade, Rendsburg und Preetz die genannten Wegabschnitte fertiggestellt. Am 20. Oktober 2007 war es dann so weit: im St. Petri Dom zu Schleswig wurde die Via Jutlandica feierlich eröffnet:
Der Jütländische Weg der Jakobspilger ( Via Jutlandica ) ist vollendet !
Am Grenzübergang Niehuus, am Schloß Gottorf in Schleswig und im Stadtseegelände Rendsburg weisen heute die drei Wegepfeiler den Weg nach Santiago de Compostela
Die Wegepfeiler wurden gestiftet von Soroptimist International, Club Hamburg
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Informationen zu Unterkünften sind in den Pilgerführern zur Via Jutlandica enthalten:
OUTDOOR - Der Weg ist das Ziel Jakobsweg Via Jutlandica Conradt Stein Verlag, Welvern
Auf dem Jakobsweg Via Jutlandica - DerNorden Auf dem Jakobsweg Via Jutlandica - Ostroute Gottschewski Verlag, Bremen
Pflege und Erhaltung (einschließlich der Markierung) obliegt den Wegebeauftragten der Deutschen St. Jakobus-Gesellschft, Region Norddeutschland. Die einzelnen Aufgaben werden durch den Regionalbeauftragten ( Kontakt – jakobswegfreunde ) koordiniert..